TRADITION DES STELZENLAUFENS
Die Tradition des Stelzenlaufens und sein geschichtlicher Hintergrund
Eine Verwendung von Stelzen zum Zwecke der Volksbelustigung im Mittelalter wird als sehr wahrscheinlich angenommen. Doch vor einer ausschließlich vergnüglichen Benutzung stand die praktische Verwendung von an den Beinen befestigten Stelzen zur Überwindung von überschwemmtem oder sumpfigem Gelände. Bekannt für seine Stelzenläufer wurde das französische Départmend Lande wo im 19. Jahrhundert die dort ansässigen Hirten in der Sumpflandschaft einmal zur Bewachung ihrer Schafe vor sich nähernden Wölfen und auch zur Überquerung von feuchten Gebieten angeschnallte Stelzen verwendeten. Eine dritte mitgeführte Stelze diente als Sitz zum Ausruhen. Auch in den Niederlanden gehörten Stelzen zur Ausrüstung von Bauern, um die zahlreichen Gräben und Kanäle zu überqueren.
In Kalifornien und auch in Marokko wurden Stelzenläufer bei der Obsternte eingesetzt. Auch beim Fensterputzen in den USA oder der Arbeit an Dächern und Kaminen kamen Stelzenläufer zum Einsatz und zum Bemalen hoher Decken setzte man ebenfalls Stelzen ein. Hauptsächlich in den Ländern Westafrikas gehörte der Stelzenlauf auch zu den rituellen Gebräuchen der Schamanen. Kindern war aus diesem Grund bei den Dogo in Mali der Gebrauch von Stelzen untersagt. In Togo dagegen war der Lauf auf den Stelzen immer auch an Festen gebräuchlich. Besonders Kinder verwenden die Stelzen zum Spielen. Dazu dienen sowohl Wettstelzenlauf oder auch an einer Leine aufgehängte Süßigkeiten, die ohne Hilfe der Hände mit dem Mund nur auf Stelzen zu erreichen sind. Eine andere Variante des Stelzenlaufs ist, dass alle Kinder dem Anführer folgen müssen, der dann einen Parcours geht, der auch vor Hindernissen nicht Halt macht. Bei Festzügen und Zirkusparaden sind Stelzenläufer auf langen Hölzern Tradition. Auch Karnevalsumzüge in südlichen Ländern kennen den Stelzenlauf, wobei hier wie dort die Stelzen durch lange Gewänder verdeckt werden.Grundsätzlich lassen sich Stelzen zum Festhalten und Stelzen zum Festschnallen unterscheiden. Typische Spielzeugstelzen werden mit den Armen und Händen umfasst und eng an den Körper gepresst, die Füße stehen dabei auf Trittbrettern, so dass ein schnelles Abspringen bei Stolpergefahr gewährleistet ist. Das Laufen erfordert eine gute Koordination der Bein- und Armbewegungen. Meist sind die Stelzen aus Holz oder Leichtmetall gefertigt. Oft ist die Standhöhe verstellbar. Stelzen, wie sie Handwerker und Künstler verwenden, werden an den Beinen festgeschnallt. Die Arme bleiben frei. Ein Abspringen ist allerdings nicht möglich. Deswegen erfordert das Laufen mit diesen Stelzen viel Übung. Unterarten von Stelzen zum Festschnallen:
Punktstelzen bestehen im Wesentlichen aus einer Stange mit Fußbrett und Riemen zum Anschnallen von Fuß und Wade. Da die Stelzen nur eine kleine Auflagefläche am Boden haben ist der Stelzenläufer ständig gezwungen zu „tippeln“, um das Gleichgewicht zu wahren.
Handwerkerstelzen sind mit einer Aluminium-Mechanik ausgestattet. Diese Stelzen ermöglichen eine Übertragung der Fußgelenksbewegung auf eine fußgroße Bodenplatte. Dadurch kann man ruhig stehen. Dies erleichtert den Stelzenlauf auch unter beengten Verhältnissen und bei ungünstigem Untergrund. Ursprünglich entwickelt für Handwerker wie Maler oder Tapezierer als „mobile Leiter“.
Sprung-Stelzen sind eine spezielle Art der Punktstelzen, sie sind mit Federn ausgestattet und erlauben das Springen auf Stelzen ähnlich dem Springen auf einem Trampolin.
Der südwestfranzösische Bäcker Sylvain Dornon aus Arcachon schaffte es 1891, in 58 Tagen auf Stelzen von Paris nach Moskau (rund 3000 km) zu laufen.
In Togo in Afrika (einem Land mit einer großen Stelzentradition) findet im seit Februar 2005 alljährlich in der Stadt Atakpame ein Stelzenfest statt. Die längsten Stelzen messen dabei an die fünf Meter.
Quelle: Wikipedia